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Naturnahe Waldwirtschaft
Foto: Susanne Vielhauer, Stadt Aschaffenburg
Die naturnahe Waldwirtschaft orientiert sich an der Gesamtheit der Pflanzenwelt vor Ort. Hierbei steht das Ziel der Biodiversität ( = Lebensraumvielfalt, Artenvielfalt, genetische Vielfalt ) im Vordergrund.
Bis in die frühen 80er Jahre stand auch in den Waldungen der Stadt Aschaffenburg die Holzerzeugung im Mittelpunkt der forstlichen Planungen und wurde in die Praxis umgesetzt. Durch menschliche Eingriffe standen Nadelholzreinbeständen (überwiegend Kiefern) auf 76 Prozent der Waldfläche (Forsteinrichtung1984). Als Ergebnis einer konsequent durchgeführten, naturnahen und modernen Waldbewirtschaftung beträgt der Laubholz- und Nadelholzanteil im Jahre 2010 jeweils ca. 50 %.
Um diese Zielsetzung im Aschaffenburger Kommunalwald zu erreichen, wurden folgende Maßnahmen in die Tat umgesetzt:
- Auf Gifteinsatz jeglicher Art wurde grundsätzlich verzichtet.
- Schutz und Pflege von naturschutzwürdigen Flächen und Neuanlage von Biotopen.
- Artenschutz durch Förderung des Totholzanteils ( = Belassung von abgestorbenen Bäumen im Wald), Vogelschutzmaßmahmen für Höhlenbrüter durch Anbringung von Nistkästen; Schutz für Waldameisen und Fledermäuse.
- Pflege der Waldbestände unter dem Gesichtspunkt der Baumartenvielfalt; Förderung der Laubbaumarten ( Aufbau einer standortgerechten Mischwaldstruktur).
- Einstellung der Kahlschlagwirtschaft. Fällung von Einzelstämmen zur Förderung von Naturverjüngung ( = Jungpflanzen wachsen von selbst auf).
- Aufbau von natürlichen Waldrändern u. a. durch Pflanzung von Sträuchern
- Instandsetzung der Wald- und Wanderwege unter Berücksichtigung des Oberflächenwassers ( Wasser bleibt im Wald ).
- Sicherung und Verbesserungsmaßnahmen für die vielfältigen Erholungsfunktionen der städtischen Wälder und Lenkung des Erholungsverkehrs, um Ruhezonen für den Wald zu schaffen (sanfte Naherholung, aber nicht auf Kosten der natürlichen Grundlagen!).
Zur Veranschaulichung dieser Maßnahmen ( Zeitraum 1980-2010 ) hier einige Zahlen:
- Begründung von Laubholzneukulturen auf überdüngten landwirtschaftlichen Flächen im Wasserschutzgebiet (Wasserwerkswald) auf ca. 100 Hektar
- Anlage zahlreicher Biotope
- Waldumbau durch Unterpflanzung der Kiefernreinbestände mit standortgerechten Laubhölzern
- Kalamitäten in Nadelholzbeständen werden konsequent mit autochthonen Laubhölzern wiederaufgeforstet (autochthon sind Waldbäume, die besonders gut an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst sind)
Die sensible Art und Weise der Waldbewirtschaftung bringt es mit sich, dass große Bereiche des Stadtwaldes den Zielen und Grundsätzen des Naturschutzes und der Landschaftspflege entsprechen.
Vielerlei Kartierungen und Bestandsaufnahmen ( z.B. Biotopkartierungen, Arten- und Biotopschutzprogramme ) bestätigen, dass die Anwendung `naturnahe Waldpflege` der richtige Weg zur Stabilisierung des Ökosystems Wald ist.