Ehrenbürger*innen
Zu Ehrenbürger*innen der Stadt Aschaffenburg können Persönlichkeiten ernannt werden, die sich in außerordentlicher Weise um die Stadt verdient gemacht haben. Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, welche die Stadt vergibt.
Dr. Friedrich Freiherr von Fechenbach
Friedrich Freiherr von Fechenbach (1839)
Geboren am 27. August 1790 in Mainz, gestorben am 24. Oktober 1850 in Wien
Dem königlich-bayerischen Kämmerer wurde 1839 die erste Ehrenbürgerwürde der Stadt Aschaffenburg verliehen, weil er sich während seines dreijährigen Aufenthaltes um die Stadt verdient gemacht hatte.
Die Begründung damals: „Die Bürger Aschaffenburgs sind stolz darauf, den Freiherrn von Fechenbach, der während seines dreijährigen Aufenthaltes in hiesiger Stadt sich durch seine Mildtätigkeit gegen Dürftige sowohl, als durch eifriges Bemühen für das Wohl der Einwohner, die allgemeine Achtung und Liebe in hohem Grade erworben hat, in die Zahl ihrer Mitbürger aufgenommen zu sehen.“
Friedrich Freiherr von Fechenbach wurde früh in die Domkapitel zu Mainz, Worms und Bamberg aufgenommen, entschied sich aber nach dem Tod seines Bruders für eine juristische Laufbahn und arbeitete unter verschiedenen Landesherren, unter anderem beim bayerischen König Maximilian I. Joseph.
Sein nebenberufliches Interesse galt der Geschichte und so engagierte er sich als Mitglied in zahlreichen historischen Vereinen. Er wurde nach seinem Tod in der Laudenbacher Kirche beigesetzt.
Philipp Dessauer (1872)
Geboren am 20. Juni 1837 in Aschaffenburg, gestorben am 19. August 1900 in Aschaffenburg
Im Jahre 1901 wurde die bislang selbständige Gemeinde Damm nach Aschaffenburg eingemeindet und somit Philipp Dessauer zu einem Aschaffenburger Ehrenbürger. Das Mitglied einer erfolgreichen Fabrikantenfamilie war nach dem Besuch von Volkschule und Gymnasium 1852 in die väterliche Buntpapierfabrik eingetreten. Diese leitete er ab 1866 als Direktor. Gleichzeitig war er Mitbegründer und Vorstand des Vereins Deutscher Zellstoff-Hersteller.
Für seine Mitarbeit an technischen Weiterentwicklungen in der Papier-Industrie hatte die Gemeinde Damm dem im November 1872 die Ehrenbürgerschaft verliehen.
Dr. Franz Hettinger (1889)
Geboren am 13. Januar 1819 in Aschaffenburg, gestorben am 26. Januar 1890 in Würzburg
Franz Leonhard Hettinger besuchte als einziger seiner sechs Geschwister das Gymnasium und begann anschließend Theologie in Würzburg zu studieren. 1841 zog er nach Rom, wo er 1843 zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland als Dr. theol. arbeitete er als Kaplan, Subregens und Professor für verschiedene Fächer in Würzburg.
Im Jahr 1868 kehrte er nach Rom zurück und half bei der Vorbereitung des 1.Vatikanischen Konzils. Papst Pius IX. bot ihm dabei sogar eine Stelle als Kurienkardinal an, was Hettinger jedoch wegen seines labilen Gesundheitszustands ablehnte.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Aschaffenburg.
Dr. Jakob von Hefner-Alteneck (1894)
Geboren am 5. Mai 1811 in Aschaffenburg, gestorben am 19. Mai 1903 in München
Obwohl Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck im Alter von fünf Jahren seinen rechten Arm verloren hatte, wurde er Maler und unterrichtete bereits mit 22 Jahren an der neu gegründeten Zeichen- und Gewerbeschule seiner Geburtsstadt.
Hefner-Alteneck war künstlerischer Mitarbeiter und Teilhaber der Steingutfabrik in Damm.. Nach seiner Promotion in Gießen 1840 beschäftigte er sich intensiv mit dem deutschen Kunsthandwerk, vornehmlich des Mittelalters und der Renaissance und beeinflusste damit maßgeblich die Kunstbewegung des 19. Jahrhunderts. 1851 übersiedelte er nach München, wo er 1868 Direktor des Bayerischen Nationalmuseums wurde.
Seiner Heimatstadt blieb er stets verbunden.
Karl Alzheimer (1900)
Geboren am 6. Oktober 1827 in Cassel bei Bad Orb, gestorben am 29. Dezember 1904 in Aschaffenburg
Nach Absolvierung des Königlichen humanistischen Kronberg-Gymnasiums in Aschaffenburg und dem Studium der Theologie in Würzburg wurde Karl Alzheimer 1850 zum Priester geweiht. Zunächst arbeitete er als Kaplan in Heimbuchenthal, dann wurde er Präfekt und Religionslehrer am Knabenseminar der Lateinschule in Aschaffenburg. Danach danach war er Religionslehrer in Würzburg, Pfarrer von Großwallstadt und Dekan des Dekanates Obernburg. Im Jahr 1881 wurde er in Aschaffenburg Pfarrer von St. Agatha. Er war auch Direktor der Maria Ward Schule, Vorsitzender des St Johanniszweigvereins und Mitgründer des Tierschutzvereins. Anlässlich seines 50-jährigen Priesterjubiläums ernannte ihn die Stadt Aschaffenburg zum Ehrenbürger.
Johann Georg Schweinfest (1939)
Geboren am 16. Januar 1850 in Neuses bei Schweinshaupten, gestorben am 21. Oktober 1925 in Schweinheim
Johann Georg Schweinfest wurde 1875 zum Priester geweiht und trat 1887 sein Pfarramt in Schweinheim an. Ihm ist die Gründung des Kirchenbau-, Orgelbau- und Kaplaneifonds und des Raiffeisenvereins zu verdanken. 1884 legte er den Grundstein zur Kirche Maria Geburt.
Schweinfest war ebenfalls Initiator beim Bau des Schwesternhauses, der Kinderbewahranstalt, der Einrichtung der Handarbeitsschule, der Knaben- und Mädchenschulhäuser und vieler anderer Projekte. 1912 übergab der rührige Pfarrer seiner Gemeinde sein schriftliches Vermächtnis: eine Chronik des Pfarrdorfes Schweinheim – bis heute eine der wenigen gedruckten Quellen zur Ortsgeschichte.
Adalbert Hock (1947)
Geboren am 19. Mai 1866 in Aschaffenburg, gestorben am 18. Januar 1949 in Aschaffenburg
Aschaffenburgs „Chronist mit dem Pinsel“, wie der Kunst- und Heimatmaler Adalbert Hock wegen seiner zahlreichen detailgetreuen Bilder genannt wurde, war bereits als Kind an den Umgang mit Farben gewöhnt.
Er übernahm zunächst den väterlichen Tüncherbetrieb, besuchte später die gewerbliche Fortbildungsschule in München und absolvierte ein Studium an der Akademie der Künste in München bis 1894.
Zeitlebens hielt der Künstler Ansichten, Straßenzüge und Altstadtwinkel seiner Heimatstadt fest. Durch seine Werke blieb ein Stadtbild Aschaffenburgs erhalten, das längst dem wirtschaftlichen Wachstum und der Industrialisierung weichen musste.
Dr. Friedrich Dessauer (1956)
Geboren am 19. Juli 1881 in Aschaffenburg, gestorben am 16. Februar 1963 in Frankfurt am Main
Friedrich Dessauer widmete und opferte sein Leben der Weiterentwicklung der Röntgentechnik. 1907 gründete er das Vereinigte Elektrotechnische Institut Frankfurt-Aschaffenburg (VEIFA). Nach dem 1.Weltkrieg schuf er mit Hilfe der Oswalt-Stiftung das „Institut für physikalische Grundlagen der Medizin“ an der Universität Frankfurt am Main. Über seine Arbeit als Wissenschaftler und Unternehmer hinaus engagierte Dessauer sich politisch, unter anderem als Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei. Nach dem Aufstieg der Nationalsozialisten emigrierte er nach Istanbul, später in die Schweiz und kehrte 1950 nach Frankfurt zurück.
Gregor Türk (1974)
Geboren am 15. Oktober 1932 in Frickenhausen/Röhn
Gregor Türk wurde durch die Eingemeindung von Gailbach, deren Ehrenbürger er bereits war, mit 42 Jahren der jüngste Ehrenbürger der Stadt Aschaffenburg.
1960 von Bischof Dr. Josef Stangl zum Priester geweiht, wurde er 1966 Kuratus in Gailbach. Nach 12 Jahren verließ er die Stadt Aschaffenburg, um in Schollbrunn als Pfarrer und als Dekanatsjugendseelsorger für Lohr zu arbeiten.
Danach wirkte er in zahlreichen anderen Pfarreien. Seit 2001 ist Türk Hausgeistlicher des Klosters Maria Hilf der Kongregation der Schwestern des Erlösers im Kloster Heidenfeld.
Gustav Stadelmann (1981)
Geboren am 19. August 1896 in Aschaffenburg, gestorben am 19. November 1991 in Aschaffenburg
Der Sohn einer Fabrikantenfamilie studierte Chemie in München und arbeitete ab 1924 in verschiedenen Zellstofffabriken. Mit Ende des 2.Weltkrieges gründete er in Zwickau einen pharmazeutischen Betrieb, sah sich aber durch die politische Situation in der DDR gezwungen zurück nach Aschaffenburg zu gehen. Hier übernahm er bis zu seinem Ruhestand die Leitung der chemischen Abteilung der Nees’schen Buntpapierfabrik
Danach widmete er sich intensiv der Heimatforschung und vermachte einen Großteil seiner gesammelten Schätze dem Stadt- und Stiftsarchiv.
Kurt Frenzel (1985)
Geboren am 15. März 1908 in Böhringen / Sachsen, gestorben am 8. Oktober 1995 in Aschaffenburg
Nach seiner Ausbildung zum Schrift- und Maschinensetzer und zum Buchdrucker-Gehilfen, kam Frenzel nach Aschaffenburg, wo er in verschiedenen Firmen arbeitete. Nach Kriegsende urteilte er als Mitglied der Spruchkammer über Täter- und Nichttäterschaft ehemaliger Nationalsozialisten. 1948 wurde er Mitglied des Stadtrates und sollte dies, bis er das Amt aus gesundheitlichen Gründen 1979 niederlegte, bleiben. Gleichzeitig war er von 1957 bis 1960 dritter, bis 1978 zweiter Bürgermeister der Stadt.
Kurt Frenzel war ein Pionier der Nachkriegszeit , der sich durch seine politische Arbeit und sein außerberufliches Engagement für das Wohl seiner Mitmenschen einsetzte.
Marielies Schleicher (1991)
Geboren am 28. Juli 1901 in Aschaffenburg, gestorben am 17. Januar 1996 in Aschaffenburg
Schleicher setzte sich neben der Erziehung ihrer sechs Kinder vor allem für ärmere und benachteiligte Menschen ein. Sie übernahm beispielsweise den Vorsitz des Katholischen Frauenbundes, des Katholischen Mädchenschutzvereins und des örtlichen Caritasverbandes.Von 1952 bis 1967 war sie im Stadtrat, von 1962 bis 1974 im Bayerischen Landtag aktiv.
Ihre größte Fürsorge galt jedoch den Behinderten. 1963 gründete sie in Aschaffenburg den Verein „Lebenshilfe“ und eröffnete 1976 eine „Lebenshilfe“-Werkstätte.
Als erste und bisher einzige Frau wurde die „erste Sozialarbeiterin der Stadt“ mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.
Dr. Willi Reiland (2000)
Geboren am 2. November 1933 in Oberaltstadt/Riesengebirge, gestorben am 14.11.2015
30 Jahre lang, geprägt von Tatkraft, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft, leitete Dr. Willi Reiland als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Aschaffenburg.
Am 8. März 1970 wurde der promovierte Jurist und Sozialdemokrat mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Dr. Vinzenz Schwind gewählt.
In Dr. Willi Reilands Amtszeit fielen der Neubau des Klinikums am Hasenkopf, der Bau der City-Galerie, der Musikschule, der Stadthalle, der Stadtbibliothek und der Fußgängerzone Herstallstraße. Er sorgte dafür, dass aus der ehemaligen Jesuitenkirche eine bedeutende Kunstausstellungshalle wurde und dass das Stiftsmuseum eingerichtet wurde. Außerdem brachte Dr. Willi Reiland das große Infrastrukturprojekt Ringstraße auf den Weg, dessen erster Abschnitt in seiner Amtszeit verwirklicht wurde.
Zu verdanken ist ihm die Schaffung mehrerer wichtiger Sportstätten in Aschaffenburg, wie die Eislaufhalle, das Hallenbad, und die Erbighalle.
In der Amtszeit von Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland siedelten sich mehrere große Firmen, zum Beispiel C & A, DPD, Peek & Cloppenburg oder Pass IT-Consulting in Aschaffenburg an. Auch zeichnete er verantwortlich für die Ausweisung neuer Gewerbegebiete in Strietwald, Damm, Nilkheim und Schweinheim.
Besonders am Herzen lag ihm die Aussöhnung mit ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern. 1978 wurden sie zum ersten Mal nach Aschaffenburg eingeladen. Zahlreiche weitere Besuche folgten. 1984 konnte schließlich das Dokumentationszentrum am Wolfsthalplatz (heute Museum jüdischer Geschichte und Kultur) eröffnet werden.
Dr. Willi Reiland war auch nach seiner Amtszeit für die Stadt engagiert, unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbaugesellschaft Aschaffenburg, der Stadtbau Aschaffenburg und als aktives Mitglied des Stiftbauvereins.
Der frühere Oberbürgermeister prägte drei Jahrzehnte lang das Gesicht der Stadt Aschaffenburg. Er hatte stets ein offenes Ohr für die Belange der Bürger. Bei allen wichtigen Stadtentwicklungsprojekten suchte er den Konsens über die Parteigrenzen hinweg. All seine Kraft setzte er dafür ein, den sozialen Frieden herzustellen und zu bewahren.
Günter Dehn (2015)
Der ehemalige Bürgemeister Günter Dehn ist Ehrenbürger der Stadt Aschaffenburg.
Günter Dehn, geboren 1933 in Aschaffenburg wurde im Mai 1978 zum hauptamtlichen zweiten Bürgermeister der Stadt Aschaffenburg gewählt.
In seiner inzwischen 50-jährigen ununterbrochenen Zugehörigkeit zum Aschaffenburger Stadtrat und in der 24-jährigen Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Aschaffenburg hat sich Günter Dehn weit über das übliche Maß hinaus engagiert und sich für die Belange seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger eingesetzt. Sowohl in seiner Tätigkeit als Schul- und Sozialreferent der Stadt Aschaffenburg als auch in der katholischen Jugend- und Arbeitnehmerbewegung hat sich Günter Dehn in hervorragender Weise um die Belange von Schule, Jugend und Sozialem eingesetzt. Dabei waren die Sorge um eine genügende Zahl von Plätzen in Kinderkrippen, Kindergärten und Horten sowie die ständige Modernisierung der Schulen und wenn notwendig deren Erweiterung Schwerpunkte seiner Arbeit.
Ehrenamtlich aktiv war Günter Dehn unter anderem auch als Vorsitzender des CSU-Stadtratsfraktion, im Zweckverband Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau, im Krankenhauszweckverband Aschaffenburg und im Aufsichtsrat der Stadtbau Aschaffenburg GmbH.
Für sein Engagement bekam Günter Dehn unter anderem 1997 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.