Denkmalschutz

Fachwerkhaus in Aschaffenburg Bild: © Caroline Förster, Stadt Aschaffenburg

Denkmäler in Aschaffenburg

Das Stadtbild Aschaffenburgs wird geprägt von über 400 eingetragenen Baudenkmalen und vier denkmalgeschützten Ensemblebereichen.

Das Ensemble Oberstadt, auf der Hochfläche über dem Main zwischen Stiftskirche und Schloss Johannisburg, sowie die belebten Geschäftsstraßen rund um Herstallstraße, Sand- und Steingasse gehören zum ältesten Stadtgebiet.

Typische Fachwerkhäuser des 15. – 18. Jahrhunderts, stattliche Bauten und weitläufige Grünanlagen des Klassizismus, sowie Geschäftsbauten, Fabrikantenvillen und Industrieanlagen der Gründerzeit haben sich in der Innenstadt und den Stadtteilen erhalten.

Aschaffenburgs Denkmäler vermitteln ein breites Spektrum von künstlerischen und technischen, aber auch von sozialen und wirtschaftlichen Leistungen früherer Generationen. Sie bereichern das städtische Leben und geben wichtige Bezugspunkte innerhalb des Stadtgefüges.

Die in der Denkmalliste eingetragenen Denkmäler von Aschaffenburg und ganz Bayern können über www.denkmal.bayern.de im Internet abgerufen werden. Auch bei der Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg im Bauordnungsamt kann die Denkmalliste von Aschaffenburg eingesehen werden.

Regelungen des Denkmalschutzgesetzes

Die Regelungen des Denkmalschutzgesetzes haben zum Ziel Denkmale als Quellen und Zeugnisse menschlicher Geschichte und Entwicklung zu schützten und für die Zukunft zu erhalten.

„Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt“ (Art. 1 Abs. 1) Bayerisches Denkmalschutzgesetz).

Das Bayerische Denkmalschutzgesetz unterscheidet:

  • Baudenkmäler: Das sind unter Schutz stehende bauliche Anlagen aller Art wie Häuser, Brunnen, Bildstöcke, Industrieanlagen etc., einschließlich ihrer historischen Ausstattungsstücke. Auch historische Garten- und Parkanlagen können Baudenkmäler sein.
  • Ensembles: Das sind unter Schutz stehende Gruppen von Bauwerken die zusammen ein historisches Orts- Platz- oder Straßenbild darstellen.
  • Bodendenkmäler: Das sind unter Schutz stehende bewegliche oder unbewegliche Überreste menschlicher Besiedelung, vor allem aus Vor- und Frühgeschichtlicher Zeit, die sich im Boden befinden, wie Reste von Bauwerken und Gräbern oder Werkzeugen und Gefäßen.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege trifft die Denkmalfeststellung und trägt die Denkmale „nachrichtlich“ in eine Denkmalliste ein. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg im Bauordnungsamt ist für den Vollzug des Denkmalschutzgesetztes zuständig und Ansprechpartner bei allen Fragen zum Denkmalschutz in Aschaffenburg.

Infos für Eigentümer

Erhaltung

Nach Art.4 Denkmalschutzgesetz ist ein Eigentümer eines Denkmals dazu verpflichtet, es instand zuhalten, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen, soweit ihm das zuzumuten ist. Mangelnde Pflege und Instandhaltung können die historische Bausubstanz gefährden. Unsachgemäßer Umgang, kurzfristige Moden, aber auch ungeeignete Nutzungsvorstellungen können wichtige Elemente und Teile eines Baudenkmals für immer auslöschen.

In keinem Falle jedoch bedeutet Denkmalschutz eine Veränderungssperre bzw. das Einfrieren des gegenwärtigen Zustandes. Zeitgemäße Nutzungsvorstellungen lassen sich in der Regel auch denkmalverträglich realisieren.

Erlaubnis- und Baugenehmigungspflicht

Jede Veränderung an oder in einem Baudenkmal z.B.: Umbauten, Sanierungsarbeiten, Dachneudeckungen, Fenster- und Türerneuerungen sind nach dem Denkmalschutzgesetz erlaubnispflichtig. Wenn es sich um baugenehmigungspflichtige Maßnahmen handelt wie z.B.: Nutzungsänderungen oder Errichtungen von Gauben oder Anbauten, beinhaltet die Baugenehmigung diese Erlaubnis. Generell empfiehlt es sich schon frühzeitig bei der Planung einer Baumaßnahme mit der Denkmalschutzbehörde Kontakt aufzunehmen. In vielen Fällen liegen hier Unterlagen zur Geschichte und Baukonstruktion vor. In manchen Fällen können auch ausführliche Bestandsaufnahmen am Objekt erforderlich sein.

Um Bauschäden zu vermeiden und um das Erscheinungsbild des Denkmals nicht zu beeinträchtigen, ist die Auswahl der richtigen Baumaterialien, ein wichtiger Punkt. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg im Bauaufsichtsamt hilft denkmalverträgliche Lösungen für Planungswünsche zu finden.

Finanzierungshilfen

Da die Kosten für die Erhaltung eines Denkmals die Leistungskraft des Eigentümers überschreiten können, gibt es indirekte Finanzierungshilfen durch Steuervergünstigungen und direkte Finanzierungshilfen durch Zuschüsse. Jede Art der Finanzierungshilfe wird nur gewährt, wenn die Maßnahme vor ihrer Durchführung mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt wurde (siehe hier auch Erlaubnispflicht und Baugenehmigungspflicht).

Informationen zu Steuervergünstigungen erhalten sie über www.blfd.bayern.de, die erforderlichen Bescheinigungen stellt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege aus.

Auskunft zu den einzelnen Fördermöglichkeiten erteilt die Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg im Bauordnungsamt.

Tag des offenen Denkmals

... ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days unter der Schirmherrschaft des Europarats. Am Denkmaltag werden in Deutschland immer am zweiten Sonntag im September selten oder nie zugängliche Kulturdenkmale einem breiten Publikum geöffnet.

Aktuelles

Aktuelle Projekte Denkmalschutz

Das Christian Schad Museum

Die Übergabe des Nachlasses von Christian Schad an die Stadt Aschaffenburg war eine Ehre für unsere Stadt. Sie war mit der Pflicht verbunden, den Nachlass aufzuarbeiten und ihn in einem Museum zu präsentieren.
Mit der Wahl des ehemaligen Jesuitenkollegs, das in seiner Geschichte schon viele kulturelle Nutzungen aufgenommen hat, ist ein Standort mit großer Ausstrahlung gefunden worden. Der Umbau hat ein Museum geschaffen, in dem die Kunsthalle Jesuitenkirche, der Arkadenhof und das Christian Schad Museum zu einer architektonischen Einheit verschmelzen. Das neue Museumsgebäude ist daher auch ein besonderer architektonischer Beitrag zur Pflege des baukulturellen Erbes der Stadt Aschaffenburg.

Archäologische Grabungen im Fischerviertel

Die Stadt Aschaffenburg beabsichtigt schon länger durch den Bau eines Pumpspeicherwerkes den Schutz des Fischerviertels vor Hochwasser zu verbessern. Für dieses Neubauprojekt finden zurzeit archäologische Grabungen in der Unteren Fischergasse, einem historischen Siedlungsbereich, statt. 

Sanierung des Linde-Verwaltungsgebäudes

Im Herbst 2016 hat die Immobiliengesellschaft REALCONCEPT für das Sanierungsprojekt des Verwaltungsgebäudes der Firma Linde Material Handling am Carl-von-Linde-Platz den Denkmalpreis des Bezirks Unterfranken erhalten. Diese Auszeichnung war Anlass für die Erarbeitung einer Broschüre, in der die Geschichte des Hauses, die heutige Nutzung und die gelungene Sanierung dokumentiert werden.

Das 2012 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude ist ein herausragendes Beispiel der Nachkriegsarchitektur in Aschaffenburg. Es markiert das Ende der Wiederaufbauphase der ehemaligen Güldner-Motoren-Werke nach dem 2. Weltkrieg. Mit der Sanierung haben REALCONCEPT und Linde Material Handling zusammen mit ihren Architekten in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg dieses wichtige und wertvolle architektonische Zeugnis an die moderne Arbeitswelt angepasst.

Das Geburtshaus von Ernst Ludwig Kirchner

Die Verleihung des Denkmalpreises des Bezirks Unterfranken im Jahr 2014 für die Sanierung des Kirchner-Geburtshauses ist für die Stadt Aschaffenburg ein willkommener Anlass, die Geschichte des Hauses, seine Verbindung zu Ernst Ludwig Kirchner, den Werdegang der Sanierung und die heutige Nutzung zu dokumentieren und in einer Broschüre öffentlich vorzustellen. Die Broschüre enthält nicht nur eine baugeschichtliche und kunsthistorische Aufarbeitung des Gebäudes, sondern ist ein Zeitdokument für die Sichtweise und den Umgang mit dem kulturellen Erbe in unserer Stadt.

Das historische Bürgerhaus Dalbergstr.72

Das Haus am Beginn der Dalbergstraße, der mittelalterlichen Marktstraße, an der die vermögenden Bürger und Handwerker wohnten, hat eine interessante Baugeschichte mit verschiedenen Bauphasen. Es zeigt sehr anschaulich die Vielfalt des Baugeschehens im Laufe der Jahrhunderte an der historischen Hauptstraße der Stadt, die erst Mitte des 19. Jahrhunderts ihre überregionale Verkehrsbedeutung verlor. Die Eigentümerin hat gemeinsam mit der Stadtverwaltung den Sanierungsprozess und die baugeschichtlichen Entdeckungen am Gebäude in einer kleinen Broschüre dokumentiert.

Kellerkataster Oberstadt

2008 wurden die Dokumentationsarbeiten zu einem wichtigen Projekt zur Erforschung der Haus- und Stadtgeschichte abgeschlossen. Im Auftrag der Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg hatte das Labor für Bauaufnahme und Bauforschung der Fachhochschule Wiesbaden zwischen 2005 und 2008 von sämtlichen zugänglichen historischen Kelleranlagen der Oberstadt detailgetreue Pläne und Raumbücher erstellt.

Eigentümer können für Umbau- und Sanierungsvorhaben die Unterlagen ihres Kellers nun bei der Denkmalschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg beziehen.

Kulturstättenbeschilderung

Mit einer neuen einheitlichen Beschilderung werden künftig vielfältige Aschaffenburger Baudenkmale und Kulturstätten bestückt. Die von der Denkmalschutzbehörde konzipierte Beschilderung gibt direkt an den Objekten interessante Hintergrundinformationen und macht auf Details aufmerksam die dem flüchtigen Blick ansonsten verborgen blieben. Jährlich sollen 10 – 15 neue Schilder installiert werden. Themen sind: „Historische Bauten“, „Orte der Erinnerung“ und „Bedeutende Persönlichkeiten“.

Eine erste Schilderserie über das „Historische Obernau“ wurde im September 2009 entlang der Hauptstraße angebracht. Die Schilder geben bei einem Spaziergang durch die Hauptstraße Aufschluss über die so eindrucksvoll erhaltenen baulichen Merkmale des ehemaligen Straßendorfes Obernau.

Route der Industriekultur Rhein-Main

Informationen und Veranstaltungen zu industriekulturellen Orten in Aschaffenburg und der Region bietet die Route der Industriekultur Rhein-Main.

Route der Industriekultur Rhein-Main

Bodendenkmäler

Bodendenkmäler ermöglichen Aussagen zu Kulturstufen der Vergangenheit. Durch Bodenfunde kann z.B. die Entwicklung und Anwendung von handwerklichen Arbeitsweisen der Vor- und frühgeschichtlichen Zeit beleuchtet und der Formenwandel von Kleidung, Bewaffnung oder Gerätschaften ehemaliger Kulturen aufgezeigt werden.

Bei archäologischen Ausgrabungen werden die Fundobjekte aufs genaueste erfasst und untersucht. Durch die Eintragung von Fundorten in Kartensystemen werden unter anderem Handelsströme und Verkehrswege alter Zeiten sichtbar.

Die Stadt Aschaffenburg kann auf eine lange Tradition archäologischer Aktivitäten zurückblicken. Die Stadtkerngrabung Theaterplatz (1996-1997) war das bisher größte archäologische Unternehmen, sie erbrachte unter anderem auch den bisher ältesten Fund Aschaffenburgs: einen Faustkeil des Neandertalers.

Zu beachten:

Um einer Zerstörung, ohne vorherige wissenschaftlicher Untersuchung, vorzubeugen, legt das Denkmalschutzgesetz in Art. 7 fest, dass jeder der nach Bodendenkmälern graben oder zu einem anderen Zweck Erdarbeiten auf einem Grundstück vornehmen will, auf dem Bodendenkmäler bekannt sind, oder Bodendenkmäler vermutet werden können, die Erlaubnis bei der Denkmalschutzbehörde einholen muss.

Die Flächen auf denen Bodendenkmäler bekannt sind können unter www.denkmal.bayern.de eingesehen werden.

Ferner ist nach Art. 8 Denkmalschutzgesetz jede*r, der/die Bodendenkmäler auffindet, dazu verpflichtet, dies unverzüglich der Denkmalschutzbehörde oder dem Landesamt für Denkmalpflege zu melden.