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Aschaffenburger Persönlichkeiten

 Selbstporträt Elsa Berta Fischer-Ginsburg

Elsa Berta Fischer-Ginsburg, Selbstporträt (1950er) (c) Charlotte Schröner

Schloss mit Main von Heinrich Fischer

Heinrich Fischer, Schloss mit Main (c) Charlotte Schröner

Heinrich Fischer, Maler, und Elsa Bertha Fischer-Ginsburg, Malerin und Graphikerin

Heinrich Fischer wurde am 27. November 1898 in Aschaffenburg geboren und starb 1978 in Frankfurt am Main, wo er seit 1967 gelebt hatte. Elsa Bertha Fischer, geb. Ginsburg stammt aus Königsberg (Ostpreussen,) wo sie am 15. Juli 1901 geboren wurde. Sie starb in Aschaffenburg im Kreise ihrer Familie mit 96 Jahren.
Heinrich Fischer und Elsa-Bertha Fischer-Ginsburg zählen zu den Künstlern, für die Rainer Zimmermann den Begriff der „Verschollenen Generation“ geprägt hat. Es sind die deutschen Künstler und Künstlerinnen, die durch zwei Weltkriege und die durch Berufsverbote der Nationalsozialisten (1935) am beruflichen Fortkommen gehindert wurden.
Heinrich Fischer studierte in Würzburg an der Kunstgewerbeschule und in München an der Kunstakademie. In München studierte er auch an der Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst. Hans Hofmann begründete nach seiner Emigration den abstrakten Expressionismus in den USA. Heinrich Fischer lernte dort seine spätere Frau Elsa Bertha kennen. Die Grundlage für beider zwar immer gegenständlichen, aber dennoch modernen Malstil wurde hier gelegt.
1923/24 führte die beiden Künstler auf eine einjährige Studienreise nach Paris, wo sie ein halbes Jahr verbrachten und weiter durch Spanien nach Südamerika reisten. Nach der Rückkehr aus Brasilien nach Aschaffenburg wurde Heinrich Fischer ein Maleratelier durch den bayrischen Staat in einem der Türme des Aschaffenburger Schlosses zur Verfügung gestellt.
Nach der Machtergreifung erlebte Fischer den Bildersturm der Nationalsozialisten. Viele seiner großformatigen Bilder wurden damals zerstört.
Die nationalsozialistische Kulturverwaltung legte Heinrich Fischer nahe, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, wenn er weiterhin künstlerisch tätig sein wollte. Fischer lehnte ab, sich von seiner Frau zu trennen. Seine mutige Haltung bedeutete das Ende seiner Karriere als Maler.  
Die beiden Söhne wurden in ein Arbeitslager in Thüringen geschickt, wo sie 18 Monate Fronarbeit bis zum Kriegsende leisten mussten. Auch die beiden erwachsenen Töchter hatten schon den Gestellungsbefehl für die Verschickung nach Osten.
Heinrich Fischer arbeitete nach Kriegsende von 1945 und bis 1978 weiter in seinem künstlerischen Beruf. Da er als junger Mann eine kaufmännische Lehre absolviert hatte, begann er in einem kaufmännischen Beruf zu arbeiten, in dem er es bis zum Prokuristen brachte.

1988 veranstaltete die Stadt Aschaffenburg eine umfangreiche Retrospektive der Bilder von Heinrich Fischer in der Jesuitenkirche, auf die dann mehrere Einzelausstellungen von Fischer und Fischer-Ginsburg und Publikationen folgten. (Peter Ruthenberg, hg. Heinrich Fischer, Gemälde und Graphik 1919-1978, Beiträge zur Geschichte der Schule für Bildende Kunst, Hans Hofmann, München 1915-1932, Vol. 4 und Elsa Bertha Fischer-Ginsburg, Graphiken, Aquarelle, Gemälde von 1916 bis 1990.)
Heinrich Fischers Malstil zeichnete sich durch die Verbindung der Gegenständlichkeit mit einer beeindruckenden Abstraktion aus. Viele seiner Bilder, vor allem die Serie der Sitzenden, sind ebenso der amerikanischen Kunst der Nachkriegszeit, wie zum Beispiel der von Willem de Kooning vergleichbar.
Elsa Bertha Fischer- Ginsburg führte nach dem Krieg ihre große Begabung für Portrait und Landschaft weiter. Sie blieb weitgehend Graphikerin. In ihren letzten Lebensjahren wird bei ihr die farbige Druckgraphik wieder zu Ihrem bevorzugten Medium. Die letzte Ausstellung der Arbeiten von Elsa Bertha Fischer-Ginsburg fand im Jahre 1991 statt und führte durch die erstaunliche Rüstigkeit der Seniorin sogar zu Fernsehinterviews (Bayerischer Rundfunk und Hessischer Rundfunk)
Von Heinrich Fischers Gestaltungskraft zeugen noch heute in Aschaffenburg überdimensionale Sgraffities, wie die Figur des Christopherus  auf der Hauswand Schillerstraße 12 und die Pestalozzidarstellung in der Pestalozzistraße.